Posthornschnecken (Planorbella duryi und Planorbarius corneus) werden zur Gattung der Wasserlungenschnecken (Basommatophora) gezählt. Diese gehört zur Familie der Tellerschnecken (Planorbidae). In der Aquaristik verbreitet sind die Arten Planorbella duryi (Amerikanische Posthornschnecke) und die in unseren Breitengraden heimische Planorbarius corneus. Haltung, Pflege und Sozialverhalten sind bei beiden Arten sehr ähnlich.
Posthornschnecken verdanken ihren Namen ihrem unverkennlichen, in der Form eines alten Posthorns geschwungenen Gehäuses. Das Gehäuse kann einen Durchmesser bis zu vier Zentimetern erreichen, ist aus vier bis fünf Windungen aufgebaut, fest und weist eine recht dicke Wand auf. Es ist zudem schneckenuntypisch recht flach. Üblicherweise weist das Haus der Posthornschnecke eine bräunliche Färbung auf. Abweichungen können in Richtung schwarz oder rotschwarz tendieren. Schwarze Flecken auf dem Gehäuse sind nicht unüblich. Zudem können Anwachsstreifen und mehr oder weniger stark ausgeprägte Einschnürungen beobachtet werden.
In der Aquaristik sind mitunter auch blau und rosa gefärbte Posthornschnecken erwerbbar. Die bunte Farbgebung ist durch gezielte Zucht entstanden und kommt ausschließlich in Aquarienhaltung vor. Der Körper der Posthornschnecke ist nahezu schwarz, Züchtungen und Selektion haben aber auch andere Körperfarben hervorgebracht. Als einzige europäische Schneckenart, besitzt ihr Blut den Farbstoff Hämoglobin, weswegen das Blut ähnlich dem des Menschen rot gefärbt ist. Bei gelegentlich vorkommenden nicht pigmentierten Exemplaren erscheint der Körper der Schnecke dank des Hämoglobins in leuchtendem rot, z.B. bei der Rosa oder Orangen Posthornschnecke. Posthornschnecken können dank des Hämoglobins problemlos in sehr sauerstoffarmem Wasser leben.
Vorkommen und Habitat
Posthornschnecken bevorzugen in freier Natur langsam fließendes oder stehendes und pflanzenreiches Süßwasser. Ihr Vorkommen dehnt sich über ganz Europa aus, bis hin nach Sibirien, Norwegen und Finnland. Die tagaktive Schnecke hält sich häufig in seichtem Gewässer auf, wodurch sie sich gut zum Beobachten eignet. Zur Überwinterung verkriecht sich die Schnecke im Bodenschlamm.Haltung und Pflege
Die Posthornschnecke eignet sich sowohl für die Haltung im Teich, als auch im heimischen Aquarium. Sie ist ein sehr unkomplizierter Zeitgenosse und als solcher ausgesprochen friedlich. Posthornschnecken weisen keinerlei Aggressivität gegenüber anderen Tieren auf. Jungfischen und dem eigenen Nachwuchs gegenüber verhält sich die Posthornschnecke ebenfalls äußerst friedfertig. Eine Vergesellschaftung der Posthornschnecke ist mit zahlreichen Garnelen, Zwerggarnelen und Fischen möglich. Auch größeren Schneckenarten gegenüber kann sie sich meist friedlich durchsetzen. Posthornschnecken mögen pH-Werte im Wasser zwischen 6,5 und 8,5. Die Temperatur darf von 12 Grad bis hin zu 30 Grad reichen. Das Aquarium sollte 10 – 12 Liter Volumen beinhalten, wobei einige Aquarianer Posthornschnecken auch in techniklosen Vasen mit weniger Volumen halten. Unter Aquariumsbesitzern ist die Posthornschnecke außerdem aufgrund ihrer reinlichen Art beliebt. Sie verputzen zuverlässig Futterreste und verhindern so, dass diese im Aquarium gammeln oder Faulstellen bilden. Außerdem fressen die schönen Schnecken keine Wasserpflanzen an und eignen sich ideal für mit vielen Pflanzen ausgestattete Aquarien.
Nahrung und Fütterung
Posthornschnecke sind Allesfresser. Als solche ernähren sie sich vorwiegend von Algen, abgestorbenen Pflanzenresten und den Überresten anderer Wasserbewohner. Die genügsamen Schnecken können auch direkt mit verschiedenen Gemüsesorten, wie Paprika, Gurke oder Salat gefüttert werden. Idealerweise wird das Gemüse kurz vorgegart. Bei der Fütterung von Gemüse, sollte dies aber nicht zu lange im Becken liegen, da Gemüse die Wasserwerte stark belastet. Überbrühte Brennnesselblätter haben sich als Geheimtipp unter Schneckenhaltern herumgesprochen. Die Schnecken nehmen außerdem auch Futtertabletten, Frostfutter und handelsübliches Fischfutter zu sich.
Das Fütterungsverhalten hat unmittelbare Auswirkungen auf die Aktivität der Posthornschnecken. Bei geringer Fütterung, zeigen die Schnecken ein eher träges Verhalten. Durch Zugabe von Futter, werden die Schnecken unmittelbar aktiver und gleichzeitig fortpflanzungsfreudiger. Auf diese Weise kann durch die Fütterung eine Schneckenplage kontrolliert in den Griff bekommen werden.
Vermehrung und Zucht
Posthornschnecken sind äußerst vermehrungsfreudige Tiere. Unter guten Haltungsbedingungen pflanzen sie sich rasant fort. Dies sollte vor der geplanten Anschaffung dieser hübschen Schnecke unbedingt bedacht werden. Posthornschnecken sind Zwitter und pflanzen sich üblicherweise in Paarungen fort. Sie können sich wechselseitig geschlechtlich in jeweils beide Richtungen befruchten. Jede Schnecke kann beim Paarungsvorgang also sowohl als Weibchen, als auch als Männchen auftreten. Üblicherweise befruchten sich beide Partner bei einem Paarungsvorgang gleichzeitig. Eine weniger überlebensfähige Variante der Vermehrung stellt die Selbstbefruchtung (ohne Geschlechtspartner) dar. Hierbei überleben meist nur knapp 3% der Nachkommen.
Sie legen flache, gallertartige Laichballen auf bevorzugt glattem Untergrund ab. Besonders beliebt sind die Unterseiten von Blättern, weswegen auf eine großzügige Ausstattung mit Wasserpflanzen Wert gelegt werden soll. Abhängig von der Wassertemperatur erstreckt die Zeit bis zum Schlüpfen der Jungschnecken von mehreren Tagen bis hin zu Wochen. Die Jungschnecken sind direkt nach dem Schlüpfen vollkommen selbstständig. Bei artgerechter Haltung haben Posthornschnecken eine Lebenserwartung von bis zu 4 Jahren. Soll der Bestand an Posthornschnecken eingedämmt werden, eignet sich eine Vergesellschaftung mit kleineren Krebsen. Diese haben die Eigenschaft, den Schneckennachwuchs zu fressen und somit den Bestand zu minimieren. Auch Raubschnecken helfen den Bestand zu reduzieren.
In Aquariumforen liest man häufig den Hinweis, dass einer Schneckenplage durch reduzierte Fütterung entgegengetreten werden kann. Dies stimmt meist nur bedingt. In einem gut eingefahrenen Aquarium, finden Schnecken auch ohne zusätzliche Fütterung so viel Futter, dass sie sich bis zu einem gewissen Punkt stark vermehren.
Steckbrief und Wasserwerte: Posthornschnecke
Deutscher Name | Posthornschnecke |
Lateinischer Name | Planorbella duryi, Planorbarius corneus |
Schwierigkeitsgrad | Anfänger | Familie | Tellerschnecken (Planorbidae) |
Herkunft | Europa, Amerika und Asien |
Lebenserwartung | bis 4 Jahre |
Größe | bis 3 cm |
Geschlechtsunterschiede | Zwitter |
Sozialverhalten | friedlich |
Zucht | Nachzucht einfach. Vermehrt sich bei guter Fütterung sehr stark. |
Beckenbereich | ganzes Becken |
minimale Aquariumgröße | 12 Liter (30x20x20 cm) |
Nahrung | Allesfresser, Aufwuchs, Algen, Futterreste |
Bemerkung | Wie bei allen Schnecken sollte das Wasser nicht zu weich sein. |
Wasser-Temperatur | 15 - 28 °C |
pH-Wert | anpassungsfähig |
Gesamthärte (GH) | > 5 °dH |
Kabonathärte (KH) | > 2 °dH |